«Die Krise des Jahres 2008 holt uns wieder ein»

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Die jüngsten Kursturbulenzen seien der Anfang grösserer Schwierigkeiten, prognostiziert der Ökonom Peter Schiff von Euro Pacific Capital. Im Endstadium würden wir eine Dollar- sowie eine Staatsschulden- und Treasury-Krise sehen, sagt er.

Peter Schiff hält es für richtig, dass das Fed die Zinsen erhöht, selbst wenn dessen volkswirtschaftliche Prognosen falsch seien. (Bild: Mark Lennihan / AP Photo)

Peter Schiff hält es für richtig, dass das Fed die Zinsen erhöht, selbst wenn dessen volkswirtschaftliche Prognosen falsch seien. (Bild: Mark Lennihan / AP Photo)

Die Anleger starteten mit ausgeprägtem Optimismus ins Jahr 2018, sind inzwischen aber ziemlich ernüchtert. Obwohl noch im Januar alles nach eitel Sonnenschein ausgesehen hatte, sind einzelne Aktienmärkten wie der argentinische oder der türkische unter die Räder gekommen und haben umgerechnet in Schweizerfranken bis zu 50% ihres Wertes verloren. Selbst Börsenindizes in den Industriestaaten haben inzwischen das «Bärenterritorium» betreten, weil sie seit dem letzten 52-Wochen-Hoch um mehr als 20% nachgegeben haben. Dazu zählt inzwischen das amerikanische Technologiebarometer Nasdaq Composite, der chinesische CSI 300, der irische ISEQ Overall, der österreichische ATX, der belgische Bel 20 und nicht zuletzt auch der deutsche DAX.

Peter Schiff, Chefökonom Euro Pacific Group (Bild: PD)

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Die Mutter aller Kursblasen

Die wichtigsten Indizes der Schweizer Börse sind zwar noch nicht ganz so stark gefallen, betrachtet man jedoch die Einzelwerte, so ergibt sich ein bedenklicheres Bild: Tatsächlich mussten 64% der 205 im Swiss-Performance-Index enthaltenen Aktien seit dem höchsten Stand der vergangenen zwölf Monate Kurseinbussen von mehr als 20% hinnehmen; allen voran die Papiere von Aryzta mit einem Minus von gut 87%. Am Freitag hat es zwar so ausgesehen, als ob sich der Swiss-Market-Index nach der Ausbildung eines neuen Jahrestiefs vor Weihnachten wenigstens kurzfristig stabilisieren würde, doch glaubt man ausgeprägten Skeptikern wie zum Beispiel Peter Schiff, waren die jüngsten Turbulenzen nur der Anfang von etwas Grösserem. Der Chefökonom und Chefstratege des in Westport, Connecticut, ansässigen Anlageberatungs- und Vermittlungsunternehmens Euro Pacific Capital ist dezidiert der Ansicht, die Aktienkurse fielen ausgehend von einem «Zuckerhoch». Es handle sich um eine Kursblase, die nun platze. «Das beginnt mit derselben Dynamik wie im Jahr 2008, nur dass diesmal die Blase viel grösser ist als damals», sagt der Fachmann ziemlich überzeugt. Es frage sich, wie lange es dauern werde, bis die amerikanische Zentralbank (Fed) erkenne, «dass wir vor einer neuen Finanzkrise und vor einer grösseren Rezession wie der letzten stehen».

Auf die Frage, auf welche Indikatoren er achte und wie er überhaupt zu seinen Schlussfolgerungen komme, entgegnet er: «Zu diesem Schluss bin ich schon vor Jahren gekommen. Als das Fed den Leitzins auf null gesenkt und begonnen hat, Wertpapiere in grossem Stil aufzukaufen, war das bittere Ende schon absehbar. Dieses war nur eine Frage der Zeit.» Die Notenbank habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und die Konsequenzen der letzten Krise in die Zukunft verschoben – allerdings zum Preis, dass die Kosten heute viel höher seien als damals. «So gesehen beenden wir nun die Krise des Jahres 2008, die durch die Massnahmen des Fed nur unterbrochen worden ist.» In den vergangenen zehn Jahren haben die Verbindlichkeiten auf hohem Niveau weiter zugenommen, und die volkswirtschaftlichen Verhältnisse sind durch die monetären Interventionen nur noch stärker verzerrt worden. Nun, da die Mutter aller Kursblasen platze, müsse man sich anschnallen, artikuliert Peter Schiff seine Meinung schlagzeilenträchtig.

Sobald die amerikanische Zentralbank die von ihm beschriebene Lage erkenne, werde sie den Leitzins im Laufe des nächsten Jahres wieder auf null senken und erneut Wertpapiere in grösserem Umfang kaufen – woraufhin der Dollar durch den Fussboden in den Keller falle. «Im Endstadium werden wir eine Dollar- sowie eine Staatsschulden- und Treasury-Krise sehen», denkt er. Schiff fürchtet, alle, die im Gegensatz zu ihm die Krise im Jahr 2008 nicht hätten kommen sehen, liessen sich ein weiteres Mal blenden. Er dagegen wettet darauf und rät Investoren, amerikanische Aktien zu verkaufen. Auf der anderen Seite hat er in die «supergünstigen» Papiere verschiedener Schwellenländer-Unternehmen und in Goldminenwerte investiert. Er geht zudem nicht davon aus, dass der Dollar künftig gegen alle Währungen gleichzeitig fallen wird.

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Dollarflut statt Knappheit

Die Sorge über eine Verknappung des Dollars wischt er vom Tisch. Die amerikanische Regierung werde in der nächsten Krise Budgetdefizite von 2000 bis 3000 Mrd. $ in Kauf nehmen, die vom Fed monetarisiert würden, prognostiziert Schiff. Die Amerikaner würden die Welt mit Dollars fluten. Schon jetzt liege das Handelsbilanzdefizit auf einem Rekordniveau, und das Budgetdefizit werde künftig völlig aus dem Ruder laufen. Präsident Donald Trump tue überhaupt nichts dagegen, sondern verschlimmere die Lage nur. Das werde letztlich dazu führen, dass Trump in der nächsten Präsidentschaftswahl nicht mehr gewählt werde. «Wir werden einen sozialistischen Präsidenten bekommen, und die USA werden so ähnlich wie oder noch schlimmer als Frankreich werden», fürchtet der Skeptiker, der für die Zukunft mit verschiedensten sozialistischen Programmen und steigenden Steuern für Wohlhabende rechnet.

Schiff hält es für richtig, dass das Fed die Zinsen erhöht, selbst wenn dessen volkswirtschaftliche Prognosen falsch seien. Fallende Aktien- und Immobilienpreise sowie mehr Pleiten seien der Preis, den man für das monetäre Fehlverhalten in der Vergangenheit bezahlen müsse.

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