Sparkassen-Mitarbeiter prellt Kunden um fast eine Million Euro

Latest Comments

Keine Kommentare vorhanden.
Allgemein

Größere Betrugsfälle bei Sparkassen sind an sich ungewöhnlich genug. In Werra-Meißner wurde aber nicht das Institut geschädigt, sondern die Kunden.

Bei der Sparkasse Werra-Meißner wurden einige Kunden um ingesamt fast eine Million Euro geprellt. Quelle: dpa

Sparkasse

Bei der Sparkasse Werra-Meißner wurden einige Kunden um ingesamt fast eine Million Euro geprellt.

(Foto: dpa)

FrankfurtDer Reichtum war täglich ganz nah. Immer wenn Banker Gregor Loster* sein Büro betrat. Wenn er bei der Sparkasse Werra-Meißner mit seinen Kunden sprach und es um ihr Vermögensmanagement, ihre Wertpapierdepots ging. Loster konnte da nicht mithalten.

Hätte der 41-Jährige aber offensichtlich gerne. So gerne, dass der Mitarbeiter der Abteilung Private-Banking, der dafür zuständig war, das Geld der vermögenderen Sparkassen-Kundschaft zu sichern und weiter zu vermehren, auf Abwege geriet. Offenbar entschloss er sich dazu, Teile des ihm anvertrauten Geldes abzuzweigen. Um etwa eine Million Euro soll Loster knapp eine Handvoll Kunden geschädigt haben.

Im Februar wurde Loster deshalb verhaftet. Der Verdacht wiegt schwer: Die Staatsanwaltschaft Kassel wirft ihm Betrug, Untreue und Urkundenfälschung vor.

Aufgekommen war der Verdacht um den Jahreswechsel herum. Die Systeme der Sparkasse Werra-Meißner hatte ungewöhnliche Bewegungen gemeldet, so ein Sprecher des Geldhauses. Das Finanzinstitut leitete eine interne Überprüfung ein, sprach Kunden an und befragte Loster in ersten Januarwoche zu den Ungereimtheiten. Der stritt nach Angaben der Sparkasse alles ab, doch die Hinweise verdichteten sich, dass er Kundengelder veruntreut hatte.

Aktuelles



Auto fahren trotz negativer Schufa!

Die Sparkasse stellte Loster frei, schaltete die Staatsanwaltschaft ein. Was die fand, reichte schließlich aus, um bei dem inzwischen fristlos gekündigten Banker die Handschellen klicken zu lassen.

Vergleich der wichtigsten Kennziffern: Sparkassen vs. Volksbanken - welche Bankengruppe finanziell besser dasteht

Vergleich der wichtigsten KennziffernSparkassen vs. Volksbanken – welche Bankengruppe finanziell besser dasteht


Der schlimme Verdacht hatte bis dahin in der nordhessischen Provinz längst die große Runde gemacht. Inzwischen ist Loster zwar wieder frei, nachdem er sich zu den Vorwürfen geäußert hat. Allerdings nur gegen Auflagen, denn der Haftbefehl wurde nicht aufgehoben, sondern lediglich außer Vollzug gesetzt.

Weitere Geschädigte gesucht

Derzeit gehen Bank und Staatsanwaltschaft intensiv der Frage nach, ob noch mehr Kunden betroffen und gegebenenfalls weitere Mitarbeiter in die mutmaßlichen Betrügereien Losters verstrickt sind. Losters Verteidiger war für Nachfragen des Handelsblatts dazu bisher nicht zu erreichen.

Die Sparkasse hat inzwischen zusätzlich eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt und kooperiert nach eigenen Angaben eng mit der Staatsanwaltschaft. Dort stehe gegenwärtig „die Aufarbeitung und Auswertung von umfangreichen Unterlagen des Kreditinstituts sowie der bei dem Beschuldigten sichergestellten Daten, Finanzermittlungsmaßnahmen wie auch weitere Zeugenvernehmungen an“, so ein Sprecher der Ermittlungsbehörde.

Größere Betrugsfälle bei Sparkassen und anderen Geldhäusern kommen selten vor. Für Schlagzeilen hatte vor knapp zwei Jahren ein Fall bei der Sparkasse Oberhessen gesorgt. Damals war herausgekommen, dass ein Mitarbeiter über mehrere Jahre hinweg Geld für sich selbst abgezweigt hatte. Es ging um knapp neun Millionen Euro. Geschädigt wurde die Sparkasse, aber – anders als bei der Sparkasse Werra-Meißner – kein Kunde.

Belastungsprobe für den neuen Vorstandsvorsitzenden

Nach Erkenntnissen der Sparkasse Werra-Meißner hätten die vorgeworfenen Betrügereien schon vor einigen Jahren begonnen. Die Hauptaktivitäten hätten aber 2018 stattgefunden, so Sparkassenchef Marc Semmel auf Nachfrage. Und „bislang gehen wir davon aus, dass über die bisher bekannten Fälle hinaus keine weiteren Kunden geschädigt worden sind und es sich um die Taten eines einzelnen Mitarbeiters handele, so Semmel.

Der 48-Jährigen übernahm erst zum März den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Werra-Meißner. Der Beginn seiner neuen Aufgabe an der Spitze des Instituts wird gleich eine Belastungsprobe.

Unter seinem Vorgänge Frank Nickel, der rund 20 Jahre an der Spitze der Sparkasse stand, konnte das Geldhaus, das in der Region auf einen Marktanteil von über 50 Prozent kommt, meist glänzen. Nickel wechselte im März zur Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Er ist derzeit sogenannter Generalbevollmächtigter und soll Vorstand werden, sobald die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank grünes Licht dafür gibt. Die Helaba wollte sich dazu nicht äußern.

* Name geändert

Tags:

Comments are closed