Bei Auslandsüberweisungen droht Bankkunden eine unerwartete Kostenfalle

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Bei Überweisungen außerhalb der Euro-Zone fordern die Institute hohe Gebühren. Nun wird die EU-Kommission aktiv. Sie will Kunden stärker schützen.

Auslandsüberweisungen: Kunden droht unerwarteten Kostenfalle Quelle: dpa
Kundinnen am Bankautomaten

Eine Überweisung ins Ausland kann für Privatkunden teuer werden.

BerlinWenn private Kunden mal schnell eine Überweisung ins Ausland vornehmen wollen, dann können sie ebenso schnell den Überblick verlieren. Das nutzen Banken bei grenzüberschreitenden Zahlungen außerhalb der Euro-Zone mit Gebühren und Aufschlägen auf den Wechselkurs aus. Gut möglich, dass sich Auslandsüberweisungen für Kunden zu einer unerwarteten Kostenfalle entwickeln. Das soll sich bald ändern, verspricht die EU-Kommission.

Eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Consumer Intelligence im Auftrag des Zahlungsdienstleisters Transferwise belegt den Trend zu steigenden Kosten. Demnach legten bei der Deutschen Bank, der Postbank, der Commerzbank und den Sparkassen im vergangenen Jahr zwischen März und November die Kosten für eine Überweisung in Staaten außerhalb der Währungsunion im Durchschnitt zweistellig zu.

Für die Überweisung von 1.000 Euro in Dollar zahlten deutsche Verbraucher beispielsweise im Schnitt 23 Euro, knapp zwölf Prozent mehr als im März 2018. Noch stärker wurden die Kunden zur Kasse gebeten, die 1.000 Euro in Pfund überweisen wollten (siehe Tabelle). Hier stiegen die Kosten im Durchschnitt um mehr als ein Fünftel auf über 30 Euro.

Doch das Pfund markiert noch nicht die Spitze. Wer 1.000 Euro in polnische Zloty transferieren wollte, musste mehr als 33 Euro überweisen. Das ist ein Kostenplus von 37 Prozent.

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Bei den Gesamtkosten, die die Banken berechnen, entfällt der Löwenanteil in der Regel auf die Überweisungsgebühr. Doch die Geldhäuser haben noch weitere Stellhebel, mit denen sie die Kosten beeinflussen können. Das ist zum einen der Wechselkurs, zu dem die Banken das Geld umtauschen. Es gibt zwar einen marktüblichen Umrechnungskurs, dennoch legen Institute häufig ein eigenes Maß fest, das zu ihren Gunsten ausfällt.

Ein Großteil des Kostenanstiegs ist für den Verbraucher gar nicht ersichtlich, weil er in Aufschlägen auf den Wechselkurs versteckt wird“, kritisiert ein Transferwise-Sprecher.

Von den untersuchten Instituten verlangt die Commerzbank in der Regel den höchsten Wechselkursaufschlag. Sehr auffällig ist das bei der Überweisung von 1000 Euro in Zloty. Im untersuchten Zeitraum summieren sich die Kosten dabei auf knapp 63 Euro, wobei nahezu 38 Euro auf den Wechselkursaufschlag entfallen.

Besser in der Landeswährung zahlen

Die EU-Kommission will dieser Entwicklung nun entgegenwirken. In erster Linie möchte Brüssel aufräumen mit der herrschenden Intransparenz bei Transaktionen, die mit einer Währungsumrechnung verbunden sind. Künftig sollen die Verbraucher umfassend über die Kosten einer Zahlung informiert werden, bevor sie diese tätigen. Das soll unabhängig davon sein, ob sie eine Bankkarte im Ausland einsetzen, Bargeld an einem Geldautomaten abheben oder per Karte in einem Geschäft oder online zahlen.

An einem praktischen Beispiel verdeutlichte die Berichterstatterin des EU-Parlaments, Eva Maydell aus Bulgarien, die Relevanz: Ein Restaurantgast in Polen möchte seine Rechnung per Kreditkarte begleichen und wird gefragt, ob er die Zahlung lieber in Euro oder in Zloty begleichen möchte. Wählt er eine Zahlung in Zloty, erfolgt die Währungsumrechnung durch seine eigene Bank, wählt er Euro, wird die Dienstleistung von der Bank des Unternehmers erbracht.

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„In beiden Fällen werden die Gebühren unterschiedlich sein. Wenn die Kunden keine vergleichbaren Informationen bekommen, kann es sein, dass sie am Ende mehr bezahlen“, so Maydell. In diesem Fall haben die Verbraucherschützer gleich eine Empfehlung parat: Im Zweifelsfall immer in der Währung des Landes zahlen, in dem man sich aufhält.

Auch bei Überweisungen in Länder außerhalb der Währungsunion sollen Kunden stärker geschützt werden. Mit Einführung des Euros und der Schaffung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums Sepa gilt, dass Banken für Zahlungen innerhalb der Euro-Zone nicht mehr verlangen dürfen als im Inland.

Doch für Zahlungen in andere EU-Währungen gilt diese Regelung nicht. Das ist alles andere als trivial, schließlich ist der Euro nur in 19 von 28 EU-Staaten die offizielle Währung. EU-Staaten wie Großbritannien, Bulgarien, Dänemark, Kroatien, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien und Ungarn haben eigene Währungen.

EU will gleiche Kostenniveaus

Das Ziel hat der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, so umschrieben: Innerhalb der EU soll der Preis für grenzüberschreitende Zahlungen das gleiche Niveau haben wie im Inland – ob die Menschen und Unternehmen nun der Euro-Zone angehören oder nicht.

Das wird die Kosten in einigen Ländern drastisch reduzieren. In Bulgarien fiel 2017 bei der Überweisung von 100 Euro eine Gebühr von durchschnittlich 20 Euro an. In Rumänien waren es elf Euro, in Kroatien und Tschechien rund acht Euro.

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Der Chef von Transferwise, Kristo Käärmann, fordert die Finanzdienstleister auf, die von der EU geplanten Änderungen sofort umzusetzen und nicht erst im Januar 2020. „Wer international lebt und arbeitet, zahlt nach wie vor drauf.“ Er geht davon aus, dass die Regelungen zu mehr Transparenz und deutlich sinkenden Kosten führen werden. Das sieht die EU-Abgeordnete Maydell ähnlich und wagt eine Schätzung: Die Einsparungen dürften sich jährlich auf eine Milliarde Euro belaufen.

Wer bei Überweisungen in Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union seiner Bank treu bleiben will, hat immerhin die Möglichkeit, die Kostenlasten auf sich oder den Empfänger zu verteilen. So steht das Kürzel OUR dafür, dass der Absender alle anfallenden Kosten der Überweisung trägt.

SHA bedeutet, dass der Absender nur die Gebühren für die ausgehende Überweisung bei seiner Bank trägt. Der Empfänger übernimmt die Kosten. BEN signalisiert, dass der Empfänger alle anfallenden Kosten der Überweisung trägt. Kunden können das gewünschte Modell frei auswählen – es empfiehlt sich aber, das mit dem Empfänger abzuklären.

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