Wer Trump schlagen will, muss den Mittleren Westen für sich gewinnen

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US-Demokratin Elizabeth Warren will zur Präsidentenwahl 2020 antreten Zum Video Artikel

(Video: Reuters , Foto:REUTERS )

Mit der Ankündigung ihrer Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahlen 2020 hat Elizabeth Warren den Kampf gegen Trump eröffnet. Die Demokratin ist klug – doch hat sie das Zeug, ihn in den entscheidenden Bundesstaaten zu stürzen?

Die eine, über allem stehende Frage für die amerikanischen Demokraten lautet: Wer kann den republikanischen Präsidenten Donald Trump bei der Wahl 2020 besiegen? Seit dem Silvestertag ist das Rennen eröffnet, die Senatorin Elizabeth Warren hat als erste Demokratin erklärt, sie wolle die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden. Ihre Kampagne scheint gut vorbereitet zu sein, sie hat ein aufwendig produziertes Video veröffentlicht, sie tritt mit einer klaren Botschaft an: „Amerikas Mittelklasse wird zerstört.“ Aber ist sie die richtige Kandidatin in einem tief gespaltenen Land?

Warren ist eine integre Politikerin, die sich einen Namen gemacht hat als Kritikerin der Gier der großen Unternehmen und der ungezügelten Finanzmärkte. Sie spricht in etwa die gleichen Wähler an wie Bernie Sanders, der vor gut zwei Jahren bei den Vorwahlen Hillary Clinton knapp unterlag und eventuell noch einmal antreten wird. Unter Demokraten ist sie beliebt, sie ist eloquent, klug und glaubwürdig. Was also sollte gegen sie sprechen?


US-Präsidentschaftswahl 2020

Warren bringt sich als Trump-Herausforderin in Stellung

Die Senatorin Elizabeth Warren bereitet eine mögliche Präsidentschaftskandidatur für 2020 vor. Sie hat sich in der Vergangenheit bereits heftige Wortgefechte mit dem aktuellen US-Präsidenten geliefert.

Eher nebensächlich ist die Tatsache, dass sie seit Längerem eine Fehde mit Trump führt. Dieser verspottet sie regelmäßig als „Pocahontas“, in Anlehnung an die berühmte Indianerin, was auf seinen Wahlkampfveranstaltungen stets zu Gejohle führt. Grund dafür ist, dass Warren anführt, unter ihren Vorfahren seien amerikanische Ureinwohner. Trump piesackte sie so lange, bis sie einen DNA-Test vornehmen ließ, bei dem herauskam, dass es wahrscheinlich sei, dass vor sechs bis zehn Generationen tatsächlich jemand indianischer Abstammung zur Familie gehörte. Warren präsentierte das Ergebnis stolz, aber nun war sie nicht mehr nur Opfer des Spotts von Trump, sondern auch das Ziel des Ärgers von amerikanischen Ureinwohnern, die erklärten, Zugehörigkeit ergebe sich nicht nur durch Bluts-, sondern vor allem durch kulturelle Verwandtschaft. Warren hatte Trumps Spiel mitgespielt und dabei schlecht ausgesehen. Seither betrachten die demokratischen Strategen sie mit Skepsis.

Weit schwerer aber wiegt, dass Warren eine klassische liberale Demokratin der Ostküste ist. Sie vertritt den Bundesstaat Massachusetts, sie war Professorin in Harvard, bevor sie 2013 in die Politik ging, sie verkörpert beispielhaft die Eliten, von denen die Mitte des Landes sich abgewendet hat. Wer aber die nächste Präsidentschaftswahl gewinnen will, muss vor allem in Staaten wie Wisconsin, Minnesota oder Michigan punkten. Pennsylvania wird ebenfalls entscheidend sein. Wenn die Demokraten in diesen Staaten nicht stark zulegen, wird Trump ein zweites Mal ins Weiße Haus gewählt.

Die starke Ablehnung, die ungefähr die Hälfte der Amerikaner Trump entgegenbringt, hat die Demokraten mit neuer Energie erfüllt, was bei den Wahlen im November ersichtlich wurde, als sie erstmals seit 2010 die Mehrheit im Abgeordnetenhaus errangen. Viele Kandidaten waren Frauen und/oder Angehörige von Minderheiten. Viele junge Kandidaten waren dabei, viele vertraten eher linke Positionen. Für die Partei war das extrem belebend, es war ein großer Schritt zu mehr politischer Vielfalt. Paradoxerweise könnte das zum Problem werden. Die Basis fordert nun, dass die nächste Kandidatin oder der nächste Kandidat die neue Vielfalt repräsentieren solle. Diese Forderung ist ebenso naheliegend wie auf den ersten Blick richtig. Doch sie lässt die eine, die über allem stehende Frage außer Acht: Wer kann Donald Trump besiegen?

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Selten, vielleicht nie standen sich republikanische und demokratische Kernwähler so unversöhnlich gegenüber. Es wird daher 2020 um eine relativ kleine Anzahl von Stimmen in relativ wenigen Bundesstaaten gehen. Daraus ergibt sich für die Demokraten, dass sie die Wechselwähler im Mittleren Westen umgarnen müssen, die im Grundsatz mehrheitlich konservativ eingestellt sind. Das allerdings schließt realistisch betrachtet aus, mit progressiven Kandidaten ins Rennen zu gehen. Das täte der Partei sicherlich gut, sie könnte sich an ihrer eigenen Fortschrittlichkeit berauschen, aber der Preis wären mit größter Wahrscheinlichkeit vier weitere Jahre Trump. Was nützt die spannendste Kandidatin, was nützt der progressivste Kandidat, wenn sie in den entscheidenden Staaten nicht gewinnen können?

Rund drei Dutzend Frauen und Männer werden voraussichtlich in den kommenden Wochen und Monaten erklären, dass sie für die Demokraten ins Weiße Haus einziehen wollen. Es gibt niemanden, der sich aufdrängt, den Demokraten fehlt es derzeit an Anführern. Eine langweilige, aber solide Lösung könnte der Senator Sherrod Brown sein. Er ist 2018 zum zweiten Mal in Ohio wiedergewählt worden, in einem Staat also, den Trump 2016 deutlich gewonnen hat. Gegen Brown spricht, dass er ein 66 Jahre alter weißer Mann ist, der die Erneuerung und den Aufbruch der Demokraten kein bisschen verkörpert. Für ihn spricht, dass er gute Chancen hätte, Trump im Mittleren Westen und damit insgesamt zu besiegen.

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