Beim „Spiegel“ in Hamburg geht es derzeit hoch her. Bild: EPA
Der Reporter Juan Moreno hat die Fälschungen seines Kollegen Claas Relotius beim „Spiegel“ entdeckt. Seine Vorgesetzten glaubten ihm anfangs nicht und drohten mit „Konsequenzen“. Dann kam es anders.
Dem Journalisten Juan Moreno, der die Fälschungen des Reporters Claas Relotius aufdeckte, wurde vom Magazin „Der Spiegel“ offenbar mit einer Kündigung gedroht. Moreno habe nach Überprüfung der Recherchen seines Kollegen im November ein langes Telefonat mit der Leitung des Gesellschaftsressorts geführt, „in dessen Verlauf die Ressortleitung die Feststellung getroffen hat, dass dieser Fall entweder für Relotius oder für Moreno Konsequenzen haben wird“, erklärte eine Sprecherin des „Spiegel“ auf Anfrage der „Bild“-Zeitung.
Moreno hatte dem beim „Spiegel“ hoch angesehenen Reporter auf eigene Faust hinterher recherchiert, war etwa nach Arizona gefahren, um Relotius‘ Beschreibungen und Gesprächspartner in der Geschichte „Jaegers Grenze“ zu überprüfen, die von einer Bürgerwehr an der mexikanischen Grenze handelt. Dort fand er heraus, dass sein Kollege nie mit den zitierten Protagonisten seiner Geschichte gesprochen hatte.
In einem „Spiegel-Online“-Video hat Moreno davon berichtet, dass es schwer gewesen sei, die Chefs beim „Spiegel“ von seinen Entdeckungen zu überzeugen. Relotius habe schließlich als „Superstar des deutschen Journalismus“ gegolten.
Am Samstagabend meldete „Spiegel Online“, dass Relotius auch Spendengelder veruntreute, die er im Nachgang zu einer Reportage im Jahr 2016 gesammelt hatte.
Relotius hatte in großem Umfang Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden, wie das Nachrichtenmagazin selbst berichtete. Sechzig Texte sollen betroffen sein, die Enthüllung in eigener Sache ist Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe. Als freier Journalist hatte Relotius zuvor für viele verschiedene Zeitungen geschrieben (drei Texte von ihm erschienen in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, sie werden jetzt noch einmal überprüft).
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