Plastikmüllfänger muss zurück an Land

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Die Anlage The Ocean Cleanup sollte Plastik aus dem Meer fischen. Drei Monate nach dem Start ist sie kaputt und soll zur Reparatur nach San Francisco oder Honolulu.

The Ocean Cleanup: Die Anlage startete ihre Arbeit am 17. Oktober 2018, ihr Einsatzgebiet ist das sogenannte Great Pacific Garbage Patch. Schätzungen zufolge sammeln sich in dem Strudel 1,8 Billionen Plastikteile.

Die Anlage startete ihre Arbeit am 17. Oktober 2018, ihr Einsatzgebiet ist das sogenannte Great Pacific Garbage Patch. Schätzungen zufolge sammeln sich in dem Strudel 1,8 Billionen Plastikteile. © Josh Edelson/AFP/Getty Images

Nach weniger als drei Monaten im Pazifik ist der Plastikmüllfänger The Ocean Cleanup beschädigt und muss zurück an Land. Ein 18 Meter langes Endstück habe sich von der Anlage gelöst, teilte ein Ocean-Cleanup-Sprecher mit. Das System solle an Land, sobald die Wetterbedingungen es zuließen. Als mögliche Reparaturorte nannte er San Francisco oder Honolulu.

Ursache für den Schaden seien vermutlich Materialermüdung und starke örtliche Beanspruchung. Der Müllfänger liege stabil im Wasser. Für die Besatzung des Begleitschiffes, die Umwelt sowie den Schiffsverkehr gebe es kein Sicherheitsrisiko.

Die Müllstrudel der Meere

Plastikabfälle im Meer bewegen sich zu den Strömungswirbeln der Weltmeere nahe des Äquators. In ihrem Innern sammeln sich Kunstoffpartikel, sie werden spiralförmig zum Zentrum der Strudel gesogen.

1 Nordpazifischer Müllstrudel bzw. Great Pacific Garbage Patch 2 Südpazifischer Müllstrudel 3 Müllstrudel des Indischen Ozeans 4 Südatlantischer Müllstrudel 5 Nordatlantischer Müllstrudel

Die Arbeit der Anlage begann am 17. Oktober, ihr Einsatzgebiet ist das sogenannte Great Pacific Garbage Patch. Schätzungen zufolge sammeln sich in dem Strudel 1,8 Billionen Plastikteile. Der Müllfänger ist eine Art schwimmende Wand aus einer 600 Meter langen, schwimmenden Röhre in U-Form. Daran befestigt ist ein drei Meter langer Vorhang, der den vorbeiströmenden Müll festhalten soll. Anschließend sollten Schiffe den Müll abholen und zur weiteren Verarbeitung an Land bringen. Auf diese Weisen sollen innerhalb von fünf Jahren ungefähr 35.000 Tonnen Plastikmüll aus dem Meer entfernt werden.

Wirkung fraglich

Von Anfang hat es Probleme gegeben. Im Dezember teilte die Initiative mit, die Anlage könne das eingesammelte Plastik nicht festhalten. Die Reparatur soll die Anlage so anpassen, dass das Problem gelöst werde. Wie lange das dauere, sei offen. Zudem ist die Wirkung des Projekts fraglich. Der beste Effekt des Projekts ist laut Meeresforscher Mark Lenz dessen Aufmerksamkeit. Ansonsten doktere The Ocean Cleanup nur an den Symptomen. „Wir müssen das Müllproblem an Land lösen„, sagte Lenz.

Mehr als die Hälfte der Kunststoffabfälle gelangt von Asien aus ins Meer, konkret aus China, Indonesien, den Philippinen, Thailand und Vietnam (Science: Jambeck et al., 2015). Diese Länder importieren westlichen Plastikmüll zur Weiterverarbeitung. China galt zum Beispiel als der größte Exportmarkt für Plastikmüll aus Deutschland – bis das Land Anfang 2018 die Qualitätsstandards für importierte Abfälle anhob. Seither macht der deutsche Müll einen Umweg über Südostasien.

In geringerem Ausmaß treiben auch Kläranlagen weltweit Mikroplastik ins Meer, also winzige Kunststoffteilchen. Die Partikel entstehen durch den Abrieb von Autoreifen, auf Baustellen, oder sie lösen sich von Spielzeug, Kleidung und Kosmetika. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass es auf der Erde praktisch keine plastikfreien Bereiche mehr gibt. Eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) stellte 2018 eine Rekordkonzentration in der Arktis fest (Peeken et al., 2018).

Darüber hinaus geht Müll absichtlich oder unabsichtlich von Schiffen über Bord. Zum Beispiel landen Fischernetze im Wasser, oder Stürme und Fluten reißen Trümmer vom Land hinaus aufs Meer.

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Plastik im Meer – Erst vergiften wir den Ozean, dann uns selbst Millionen Tonnen Kunststoff landen jedes Jahr im Meer und schaden Tieren und der Natur. Als Mikropartikel atmen wir ihn auch ein. Ein Erklärvideo © Foto: youtube.com/cheeseandjamsandwich

Lebensmittel, Verpackungen, Elektroschrott, Plastik: Die Menschheit müllt sich zu. Mit dem Schwerpunkt „Leben im Wegwerfmodus“ folgt ZEIT ONLINE den Routen des Abfalls, zeigen, was er mit Mensch und Tier macht und wie er sich besser vermeiden ließe.

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