Der Trump-Bezwinger

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Ein Programmierer ficht sechs Jahre lang einen Rechtsstreit gegen den heutigen US-Präsidenten aus – und gewinnt. Die Geschichte eines ungleichen Duells.

• Als Donald Trump ins Weiße Haus einzog, wurde schnell klar, dass der neue US-Präsident kein Mann ist, der den Konsens liebt. Er führte die unerbittliche Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner aus dem Wahlkampf munter fort. Doch im Streit mit dem Musiker und Softwareentwickler Tom Scharfeld gab er klein bei. Nach sechs Jahren Rechtsstreit, in denen es Scharfeld mit mehreren hoch dotierten Anwaltteams zu tun bekommen hatte, ruderte Trump plötzlich zurück – zum Bedauern von Scharfeld, der die Sache gern bis zum Prozess durchgezogen hätte.

Dabei ist Scharfeld ganz sicher kein Streithansel, aber die Arroganz, mit der ihm die Trump-Anwälte den Namen seiner App streitig machen wollten, brachte ihn auf die Palme.

Die Schlacht von David gegen Goliath begann am 28. Januar 2011. An diesem Freitag erhält Scharfeld von einem Kurier einen Umschlag, adressiert an sein Ein-Mann-Unternehmen Spoonjack LLC. Er ist zu dieser Zeit 35 Jahre alt und guter Dinge. Zwei Wochen zuvor hat er auf der Musik-Fachmesse Namm in Anaheim bei Los Angeles eine iPhone-App vorgestellt, die Laien wie Profis spielerisch helfen soll, ihr Trompetenspiel zu verbessern. Die Resonanz hätte nicht besser sein können. Die Veranstalter erwähnten Scharfelds App in ihrer Abschluss-Presseerklärung, die Tageszeitung »USA Today« stellte sie in einem Bericht ausführlich vor, und die Redakteure von Apples App Store bezeichneten sie als „bemerkenswerte Neuheit“. Es war nicht die erste App, die Scharfeld auf den Markt brachte. Seine erste war eine App für Posaunisten namens iBone (kurz für Trombone). Die für Trompetenspieler hieß entsprechend iTrump.

Als Scharfeld den Umschlag öffnet und den Brief liest, den ein gewisser James Weinberger von einer New Yorker Anwaltskanzlei unterzeichnet hat, ist er verblüfft und nicht ganz sicher, ob er dem trauen soll, was er da liest. Der Brief ist eine zweiseitige Unterlassungsaufforderung. Der Anwalt wirft ihm vor, mit der Marke iTrump Kunden in die Irre zu führen, außerdem habe er „die Berühmtheit der Marke Trump verwässert und den Geschäftswert und guten Ruf beschädigt, den Mr. Trump über viele Jahre hinweg aufgebaut hat“. Eine Woche habe er Zeit, um die App vom App Store zu entfernen, ihren Namen zu ändern und seinen Antrag auf eine entsprechende Handelsmarke beim Patent und Trademark Office (USPTO) zurückzuziehen.

Scharfeld ist ein muskulöser Hüne mit durchdringenden blauen Augen – seine Vorfahren sind Schweden. Seit seiner Jugend im kalifornischen Santa Barbara und später als Forscher am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei Boston habe er gelernt, bei der Planung von Dingen auf Details zu achten und sie dann unbeirrbar durchzuziehen, erzählt er im Herbst 2018 in seinem Wohzimmer, also fast acht Jahre nach dem Erhalt des ersten Briefes von Donald Trumps Anwalt. Warum hat er nicht einfach auf den Namen iTrump verzichtet? „Ich gebe nicht gern nach. Und wenn mir irgendetwas falsch oder ungerecht vorkommt, dann werde ich richtig wütend. Das liegt in meiner Natur.“

Im Januar 2011 schaut er zunächst online nach, ob es die New Yorker Kanzlei wirklich gibt. Dann ruft er beim Vater eines Freundes an, der Anwalt ist. Der stuft die Unterlassungsaufforderung als „lächerlich“ ein und bietet an, einen Antwortbrief zu schreiben. Scharfeld entscheidet, sich zur Wehr zu setzen – ohne zu ahnen, wie beschwerlich das wird.

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